„Ein Trauerjahr ist nicht mehr zeitgemäß, denn Trauer hat keinen zeitlichen Rahmen.“
So wird es heute in Trauerbegleitungs-Ausbildungen gelehrt.
Sehen Sie das auch so?
Aber nehmen wir uns mit der Quasi-Abschaffung des Trauerjahrs nicht auch eine Chance?
Eine Chance auf gesellschaftlich anerkanntes “schwach sein dürfen”, auf ein “nicht funktionieren müssen”?
Ein Trauerjahr – oder sagen wir doch “Trauerzeit” – hat für mich viel mit Zugestehen zu tun.
Dem anderen oder sich selbst Zeit zuzugestehen, das Unbegreifliche zu fassen zu bekommen.
Trauerzeit hat für mich viel mit Respekt, Würdigung und Rücksicht zu tun.
Dem anderen oder sich selbst Zeit zu gönnen, nun erst einmal ein erstes Jahr alle Schritte in ein neues Leben nach dem Verlust bewusst und geschützt gehen zu können.
Seien wir ehrlich: Wie lange wird heute jemanden tiefe Trauer von außen zugestanden?
Bevor erwartet wird, wieder “normal” zu funktionieren?
Ein Leben lang?
Ein Jahr?
Ein halbes Jahr?
3 Monate?
4 Wochen?
Wäre da ein gesellschaftlich anerkanntes Trauerjahr nicht wieder wirklich wichtig und damit sehr wohl zeitgemäß?